Hans Dangl, Radschin

Interviewed von Alexander Atanasov

An der Grenze

Die Grenze zur CSSR war schon immer eine ruhige Grenze in Radschin. Die Ruhe war nur dadurch, weil die Leute drüben, die unmittelbar nahe an der Grenze gewohnt hatten, 1945 vertrieben wurden und anschließend die Ortschaften dem Erdboden gleichgemacht wurden.

Auf CSSR Seite kontrollierte das Militär die Grenze mit sehr scharfen Hunden und Karabinern (Gewehre). Das Millitär war in Romau in der Kaserne untergebracht, die nur ca. 500 m von der Grenze entfernt war. Auf österreichischer Seite war unsere Zollwache da um die Grenze zu schützen.

In den 50er Jahren wurde auf tschechischem Boden zusätzlich ein zweifacher Stacheldraht errichtet und somit war der eiserne Vorhang perfekt. Es wurden auch noch Wachtürme errichtet um das Gebiet noch besser kontrollieren zu können.

Man hörte von drüben gar nichts mehr, nur hie und da fielen Schüsse, wenn das Millitär seine Übungen abhielt.

Der Elektrozaun war ca. 100 m von der Grenze entfernt und so lagen einige Grundstücke zwischen Stacheldraht und Grenze. Die Grundstücke bewirtschafteten Kolchosbauern, die von Millitärs mit Maschinenpistolen und Hunden bewacht wurden.

Aber nach einigen Jahren wurde ihnen das alles zu teuer und man begann mit der Auspflanzung von Waldbäumen, damit war das Niemandsland perfekt. In diesem Niemandsland wurde nicht mehr viel kontrolliert und somit war die Ruhe für Wildschweine und sonstiges Wild gegeben. Somit hatten wir unsere liebe Not mit den Wildschweinen, die große Schäden in Mais- und Kartoffelfeldern anrichteten.

Und so mussten wir leben bis zum Jahre 1989, als der Stacheldraht entfernt, und die Grenze wieder eine normale Staatsgrenze wurde.