I30 Wir haben alles verloren
Erzähler: Dosolina Furlan Reporter: Nurten Tukel, Marianna Vasto
Mein Name ist Dosolina Furlan und ich lebe in Vedelago. Ich wurde im Jahr 1926 geboren und bin jetzt 78 Jahre alt. Ich erinnere mich mit Schrecken an die Zeit meiner Jugend, als der Krieg bevorstand.
Die deutsche Armee zog sich zurück, war dabei grausam und brutal mit jedermann, ihr Blick voll von Misstrauen und Furcht. Der Frühling des Jahres 1945 war furchtbar für mich. Ich war ein 18-jähriges Mädchen und wohnte in einem Haus auf dem Land in Vedelago mit meinen Eltern. Die Stimmung der Familie war nicht ruhig, wir waren immer traurig. Meine Brüder waren an der Front. Einer von ihnen hatte seine Frau und ein 5-jähriges Kind verlassen. Ich sorgte für diesen kleinen Neffen, der immer bei mir war. Ich erledigte die Hausarbeit und half meinem Vater bei der Feldarbeit. Wir waren während des Krieges sehr arm und hungerten, weil unsere Ernte gestohlen wurde.
Im Frühjahr 1945 gab es eine Schießerei in der Nähe meines Hauses. Meine Eltern liefen erschrocken davon als sie das Schießen hörten und ich konnte sie nicht finden. Meine Nachbarin sagte mir, dass ein Kampf zwischen den Deutschen und Amerikanern, die von einer Gruppe italienischer Partisanen unterstützt wurden, stattfände. Sie lud mich ein, bei ihr zu bleiben, da schon einige Dorfbewohner verletzt worden sind. In ihrem Haus sah ich einen Soldaten am Boden liegen, der schon schwer von den Amerikanern verletzt wurde. Nach einiger Zeit sah ich, dass schon 7 junge tote Soldaten um das Haus lagen. An der Farbe der Uniform erkannte ich, dass es Deutsche waren. Es war rundherum so viel Blut, dass ich schockiert war. Ich entkam.
Nicht weit von dort fand ich meine Eltern in einem leeren Stall. Unser einziges Verlangen war, einen sicheren Platz zu finden. Wir lebten dort 8 Tage, ohne ins Freie zu gehen. Nach einigen Tagen bat uns eine Gruppe von Partisanen sie im Stall ein zu quartieren. Wir teilten mit ihnen das Essen, das wir vom Haus geholt hatten.
Als wir nach einer Woche zu unserem Haus kamen, merkten wir, dass es zerstört war; jemand hatte all unser Essen, Salami, Vieh und sogar die Hühner und die Eier gestohlen. Wir hatten nichts mehr als unsere Tränen zum Weinen. Wir waren aufgeregt vor Furcht und Verzweiflung und wollten unbedingt wissen, „Wann werden all diese Sorgen vorbei sein?“
|