A45 Sonntagsausritt
Erzählerin: Elfriede Weber Reporterin: Marlen Weber Schule: HS Doberberg
Das Foto zeigt meine Oma Elfriede Weber, geboren 1939, als etwa zehnjähriges Mädchen mit ihren Eltern (2. und 3. von links) sowie Bekannten oder Freunden aus dem Dorf Groß Harmanns bei Dobersberg im Bezirk Waidhofen/Thaya. Auch ihre treuesten und wichtigsten Helfer in der Landwirtschaft, die Pferde, durften auf diesem Bild um das Jahr 1950 nicht fehlen. Für die harte Arbeit am Bauernhof waren sie vor einem halben Jahrhundert fast unentbehrlich, da es ja kaum leistungsfähige Traktoren gab. Der Alltag war damals noch besonders schwer, denn wir Waldviertler waren doch noch bis 1955 von den Russen besetzt. Während des Zweiten Weltkrieges - als mein Urgroßvater (Bildmitte mit Sonntagskrawatte) an der Front in Russland kämpfen musste, dabei auch durch Granatsplitter am Arm verwundet wurde und deswegen kurze Zeit im Krankenhaus in Allensteig Heimaturlaub zugestanden bekam - hatte meine Urgroßmutter zwei polnische Fremdarbeiter bzw. Kriegsgefangene, die in der Landwirtschaft fleißig mithalfen. Sie hatten sich in relativ kurzer Zeit – so berichtete mir meine Großmutter – in die Familie mit ihrer Feldarbeit richtig eingelebt und boten eine wertvolle Stütze im anstrengenden Alltagsleben auf einem Bauerhof mit damals noch wenig maschineller Hilfe. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 gingen die Polen, einer davon sogar schweren Herzens, weg von der Landwirtschaft in Groß Harmanns in Richtung Heimat. Meine Großeltern haben von ihrem weiteren Schicksal nichts mehr gehört. Gegen Ende der Besatzungszeit im Jahre 1955 konnten sich meine Urgroßeltern schon stolze Besitzer eines Volkswagens (im Volksmund „Käfer“ genannt) nennen. Es war damals wohl die vielleicht wichtigste Errungenschaft; eine Fahrt in die Bezirkshauptstadt Waidhofen/Thaya (ca. 15 km entfernt) war in dieser Zeit schon eine „halbe Weltreise“.
|