I13 Meine zwei Brüder in Russland
Mein Bruder Luigi verbrachte 37 Monate in Russland. Er aß sogar Brennnesseln und als er zurückkam, wog er nur mehr 31 Kilo. Er war 22 oder 23 Jahre alt. Als er ankam, trug er ein Priestergewand. Ich erinnere mich nicht mehr an den Namen des Mannes, der ihn auf seinem Fahrrad nach Hause brachte. Er brachte ihn zu mir, weil er mich kannte. Er hieß Seccafien! Mein Bruder sagte ihm, mein Name sei Ester. Luigi sagte dem Mann er solle laut meinen Namen rufen: „Ester! Ester!“ Er fluchte aber andauernd, während er weiterhin meinen Namen rief, darum hatte ich Angst die Tür zu öffnen. Der Mann sagte, er lebe in Casacorba und schrie dann seinen Namen. „Hier ist dein Bruder“, sagte er. „Mach doch auf!“ Später ging mein Mann nach Carpendo um meiner Mutter zu sagen, dass sie im Radio gesagt hatten, dass einige Gefangene eingetroffen seien. Er sagte: „Ich gehe nach Treviso und schaue, ob Luigi angekommen ist!“ Luigi war aber schon zu Hause gewesen, vor der Tür des Hauses. Der arme Mann hörte nicht auf nach mir zu rufen bis ich dann endlich doch den Mut hatte das Tor zu öffnen und so konnte ich endlich meinen Bruder wieder sehen!
Mein anderer Bruder war von Deutschen an einen Pfahl gebunden worden, der im Schnee steckte, größer als ein Mann. Sie schlugen ihm die Füße und weil er gefesselt war und sich nicht rühren konnte, schmolz der Schnee rund um ihn. Ein deutscher Soldat fragte ihn mittels eines Dolmetschers, ob er sterben wolle (er hätte ihm den Gnadenschuss gegeben) oder ob er ihn frei lassen und flüchten lassen solle indem man seine Fesseln zerschnitt. Er wählte natürlich das Zerschneiden der Fesseln und es gelang ihm auch die Flucht. Er ging drei Tage und drei Nächte. Als er seine Einheit gefunden hatte, wurde er in ein Rot-Kreuz Auto verladen und in ein Hospital gebracht. Auch er kam sicher und gesund nach Hause.
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