A8 Die Pfeife
Erzähler: Ferdinand Haidl Reporter: Verena Wanko
Wir wohnten in Pleßberg. Am Palmsonntag nach der Palmweihe im Jahre 1945 gingen die Kinder vom Dorf und ich von Kautzen nach Pleßberg.
Plötzlich hörten wir mehrere Flugzeuge über uns fliegen. Es stellte sich heraus, dass es Bomber waren. Nach ein paar Minuten hörten wir Kinder, ein Pfeifen und gleich darauf eine schreckliche Explosion. Wir meinten, dass die Flieger auf Waidhofen eine Bombe abgeworfen hatten. Später stellte sich heraus, dass die Bombe ins freie Feld eingeschlagen hatte. Zwischen der heutigen Firma Bittner und Kainraths sah man noch Jahrzehnte später die Grube, wo sie eingeschlagen hatte.
Eines Tages kamen zwei oder drei Russen in unser Haus. Sie hatten ein Fahrrad mit einem kaputten Reifen. Sie befahlen meinem Vater das Rad zu reparieren. Er machte es ohne Widerstand. Als Lohn bekam mein Vater eine Pfeife. Er war aber kein Pfeifenraucher.
Tage später erfuhr er von einem älteren Dorfbewohner, dass ihm die Russen seine Pfeife weggenommen hatten. Da erzählte mein Vater dem Mann, dass er eine Pfeife von den Russen bekommen hatte. Er zeigte im die Pfeife und der ältere Dorfbewohner sagte: „Ja, das ist die meine!“
Vor lauter Freude rannen ihm die Tränen über sein Gesicht.
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