A49 Heimaturlaub

A49 Heimaturlaub

Erzähler: Herbert Wanko
Reporterin: Sabine Wanko
Schule: HS Doberberg

Dieses Foto wurde im August 1941 gemacht. Es zeigt eine Jungfamilie Johann und Johanna Schmied mit ihrer 6 Monate alten Tochter Johanna aus Reinolz Nr. 2. Darauf zu sehen sind zwei junge Arbeiter aus Frankreich und Polen, sowie eine so genannte „Arbeitsmaid“. Zu sehen ist auch der Vater von Johann Schmied. Das junge Mädchen auf diesem Foto ist eine Schwester meines Großvaters ebenfalls aus Reinolz. Dieses Foto hat mein Großvater Herbert Wanko gefunden. Vermutlich wurde es seiner Schwester Aloisia geschenkt, weil sie auf diesem Foto als 7-jährige zu sehen ist. Sie war damals in ihrer Freizeit bei Familie Schmied um auf das kleine Kind aufzupassen, wenn alle anderen Familienmitglieder der mühsamen Arbeit nachgehen mussten.

Dieses Foto entstand während eines Heimaturlaubes des Familienvaters Johann Schmied, denn dieser ist mit seiner Soldatenuniform abgebildet.
In den Familien waren immer die kräftigen, jungen Männer zum Kriegsdienst einberufen worden, und die Frauen, Kinder und alten Leute mussten die schwere Arbeit in der Landwirtschaft alleine bewältigen.
Dieser Familie wurden ein Franzose und ein polnischer Staatsbürger zur Seite gestellt. Dies waren meist Männer, die in Kriegsgefangenschaft gekommen waren, und dann in Österreich zu den verschiedensten Arbeiten herangezogen wurden.
Auch mussten sich damals junge Mädchen zum „Arbeitsdienst“ melden. Woher diese junge Frau stammt, konnte mir mein Großvater nicht sagen, denn als dieses Foto entstand, war er selber erst 5 Jahre alt. Diese Menschen waren oft aus einer Stadt und hatten keine Ahnung von der schweren landwirtschaftlichen Arbeit, aber sie wurden angelernt und mussten bei der Stallarbeit, der Feldarbeit und auch im Wald helfen.
Auf dem Land, bei der schweren landwirtschaftlichen Arbeit waren sie dann herzlich willkommen, weil den Frauen und alten Männern die Arbeit erleichtert wurde, weil diese Männer „gefangen“ und gesund waren.
Mein Großvater kann sich auch erinnern, dass damals auch ein Kontrollor im Ort ansässig war, der diese „Gefangenen“ kontrollierte, und aufpasste, dass alles in geordneten Bahnen verlief.
Diese Menschen waren damals sehr dankbar, dass sie ein Dach über dem Kopf hatten und genug zu essen, und auch die Familien waren nach anfänglicher Scheu und Angst froh, fleißige Arbeiter zu haben. Nach dem Krieg waren diese Menschen oft noch sehr lange in Kontakt, denn aus diesen Arbeitseinsätzen entstanden oft Freundschaften über die Grenzen hinweg.
Der Vater von Johann Schmied musste vier Söhne in den Krieg ziehen sehen, von denen nur mehr Johann und Adolf gesund heimkamen. Ein Sohn verlor einen Arm, und kam als Kriegsinvalide schon vor Kriegsende nach Hause. Der vierte Sohn ist an der Front gefallen.



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