Cesky

Heike Knapová

7 Kriegserlebnisse aus der Tschechischen Republik
Heike Knapová
Realné Gymnasium
Mesta Prostejova
Studentska 4
79807 Prostejov
Sehr geehrter Herr Eggenhofer,
hier sende ich Ihnen die Kriegsgeschichten, die ich nach Gesprächen mit Menschen, nach Tonbandaufzeichnungen und Briefen aufgeschrieben habe. Ich habe sie schon lange Zeit fertig, ich wartete aber noch auf die Kriegsgeschichte eines Zigeuners. Es ist mir bis jetzt aber nicht gelungen, einen Zigeuner zu treffen, der noch den Krieg erlebt hat.
Ich hoffe, die Geschichten sind für Sie interessant, und Sie können etwas damit anfangen. Mir hat das Aufschreiben dieser Geschichten geholfen, die Menschen hier zu verstehen und mich ihnen näher zu bringen. Haben Sie also vielen Dank für Ihre gute Idee.
Wir hoffen, bald von Ihnen zu hören.
Mit freundlichen Grüßen
Heike Knapova
P.S. Bei der ersten Geschichte handelt es sich um die Aufzeichnung eines Gespräches mit meiner Schwiegermutter.
Die zweite ist eine Aufzeichnung eines Gespräches mit meinem Kollegen (Wurden auf Deutsch geführt).
Die dritte und siebente habe ich nach Gesprächen mit Bewohnern meines Dorfes aufgeschrieben.
Die vierte Geschichte war ein Brief, den ich auf Tschechisch bekam und den ich übersetzte.

Deutsche Panzer

Erzähler: Heikes Schwiegermutter Reporter: Heike Knapova

Es geschah 1939 in der Kleinstadt Ivanovice na Hane'. Ich war zwölf Jahre alt. Ich besuchte die Hauptschule in dieser meiner Stadt. Ich kam von der Schule und wollte meine Hausaufgaben fertig machen. Meine Eltern haben ein altes Haus, und ich bin aus der Schule gekommen und bin ins Zimmer meiner Eltern in den ersten Stock gegangen.

Ich habe angefangen etwas schreiben, dann plötzlich hörte ich einen großen Lärm. Da war ich ängstlich, aber ich bin zum Fenster gegangen, habe das Fenster aufgemacht und auf der Straße habe ich gesehen einen riesigen Panzer nach dem anderen. Das waren die deutschen Soldaten, die über die tschechoslowakische Republik fuhren, diese unsere Heimat besetzten.

Ich bin stehen geblieben, sehr überrascht, sehr traurig. Der Panzer war so groß, wenn einer vorbeifuhr. Da stand ein Soldat, ich habe ihn so angeschaut, so in sein Gesicht, so in seine Augen, und der hat mich auch angeschaut, hat sich noch umgedreht und ist weiter gefahren, ein Panzer nach dem anderem, sehr viele.
(160 Wörter)


Narrator: Heike`s mother-in-law Reporter: Heike Knapova
All that happened in the small town called Ivanovice na Hane' in 1939. I was twelve years old. I attended the secondary school in my town. One day I came home from school and wanted to do my homework. My parents owned an old house and I went upstairs into my parents`room.

Just when I had started my work, I heard a terrble noise. I was scared, but I went to the window, opened it and saw one huge German tank after the other. They were German soldiers rolling into the Czech Republik and occupying it.

I kept standing there, very surprised, very sad. A tank looked so huge when one passed. There was this soldier, I looked at him, right into his face, into his eyes, and he looked at me, too. He even turned round when moving on. One tank after the other, lots of them.

Russische Bomben

Erzähler: Heikes Kollege Reporter: Heike Knapova

April 1939 in der Kleinstadt Ivanovice na Hane'. Es war Donnerstag, ein Ferientag. Ich wachte deshalb später auf, die Sonne stand schon hoch. Mein Freund vom Nachbarhaus kam zu mir. Wir machten Pläne, was wir zusammen unternehmen (Wir waren acht Jahre alt).
Aus diesen Plänen wurde überhaupt nichts. Auf einmal erschienen Flugzeuge und überall gab es einen furchtbaren Lärm. Wir verstanden nicht, worum es sich handelt. Meine Oma war erschrocken, nahm uns beide unter ihren Schutz, sie verbarg uns in der Sonntagsstube in einer Ecke und verdeckte uns mit ihrem eigenem Leib.
Es war die Hölle los. Am Fenster sahen wir die Dachziegel herunter fallen. Es waren russische Flugzeuge, die unsere Stadt bombardierten (hauptsächlich Eisenbahn und Malzfabrik). Wir wussten überhaupt nicht, dass auf unser Haus eine Bombe gefallen war. Darum waren die Fenster zerbrochen und die Dachziegel herunter gefallen.
Ich erinnere mich noch heute, wie die Großmutter laut betete. Wir hatten Glück, dass diese Bombe das Haus nur anzündete. Die Bombe hatte keine sehr starke Sprengkraft gehabt, sie war nicht durch die Decke in die Stube gefallen. Das Dach stand in Flammen.
Das Leben meines Freundes war gerettet. Aber bei ihm zu Hause war es schlecht: Am Anfang der Bombardierung geriet seine Mutter in Panik, wo ihr Sohn ist. Sie hatte Angst um sein Leben. Sie lief auf den Hof, ihn zu suchen. Die Detonationswelle der Bombe zerriss ihr die Lunge. Sie war auf der Stelle tot.
Wir hatten zu Hause keinen Schutzkeller und darum verbrachte ich den Rest des Krieges in verschiedenen Kellern von Bekannten meiner Eltern.
In unserem ausgebrannten Haus hatten Russen ein Quartier. Noch einige Monate nach Kriegsende schwelte die Malzfabrik und ich erinnere mich bis heute an den Gestank. (270 Wörter)

***
Narrator: Heikes colleague Reporter: Heike Knapova

It happened on a Thursday in April 1939, there was no school. This was the reason why I woke up late, the sun was high already. My friend living next door came and we were planning our day (We were eight years old). But all the plans had to be given up.

Suddenly planes appeared in the sky and there was terrible noise everywhere. We didn’t know what was going on. My granny was scared, she wanted to protect us, and she put us into a corner of the living-room and covered us with her own body.

It was like hell. Through the window we saw falling tiles. Russian war planes had bombed our town (mainly the railway station and the malt factory). We didn’t know that our house had been bombed. That’s why the windows had been broken and the tiles had fallen down.
I still remember today how grandmother had been praying. We were lucky that the bomb had only lit our house. The bomb didn’t have enough power to come through the ceiling of the living-room. The roof was on fire.

My friend’s live was saved, but at his home bad things had happened: At the beginning of the bombardment his mother panicked because her son was not at home. She feared for his life. She ran out into the courtyard to look for him. The power of the detonation destroyed her lungs. She was dead immediately.

At home we had no bomb shelter and so I spent the rest of the war in various shelters of my parents’ friends. Some Russian soldiers lived in our bunt-out house.
Wir hatten zu Hause keinen Schutzkeller und darum verbrachte ich den Rest des Krieges in verschiedenen Kellern von Bekannten meiner Eltern. Some months after the end of the war the malt factory still smouldered and I still remember the stink of it.

Liberation

3. Geschichte: Anfang Mai 1945 im Dorf Zelec"
(Diese Geschichte wurde auf tschechisch erzählt und übersetzt.)
In den letzten Apriltagen war bei uns die Front. Die deutschen Soldaten zogen durch unser Dorf nach Deutschland zurück. Wir warteten in unserem Dorf auf die Russen, denn sie hatten schon Ostrava und Zlin befreit. Sie hielten sich bei uns in der Nähe wegen der Maifeiertage auf.
Ich habe mich mit meiner Mutter und mit meinen Geschwistern auf dem Gutshof im Keller unter dem Kuhstall versteckt. Am 2. Mai kamen die Russen zu uns in das Versteck. Sie haben einen guten Eindruck auf uns gemacht. Wir begrüßten sie freudig. Sie schenkten uns Schokolade. Sie sagten zu uns: "Freut euch nicht zu sehr. Hinter uns kommt die Armee von General Malinowski."
Zwei deutsche Soldaten beabsichtigten sich den Russen zu ergeben und versteckten sich in einem Keller. Sie wurden von einem Kommunisten aus unserem Dorf bei den Russen angegeben. Da gingen die Russen zu dem Keller, zogen die deutschen Soldaten aus dem Stroh und erschossen sie. Sie blieben vier Tage auf dem Gutshof unter dem Kastanienbaum liegen. Wer sie begraben hat, weiß ich nicht mehr.
Später wollten die Russen uns erschießen, weil sie dachten, wir hätten die Soldaten versteckt. Wir gingen aber zu einem Hauptmann, mit dem wir verhandeln konnten. Er glaubte uns schließlich, dass wir ihnen nicht geholfen hatten.
In diesem Frühling regnete es viel. Überall war nur Matsch auf der Straße. Ich hatte nur offene Halbschuhe. Da gab mir ein Russe ein Paar Schnürschuhe, die er wohl vorher in Zlin in der Schuhfabrik Bata geraubt hatte. (260 Wörter).

***

It happened at the beginning of May in the village called Zeleč. In the last days of April the war front reached our area. German soldiers moving back to Germany passed our village. We were waiting for the Russians, because they had already liberated the cities of Ostrava and Zlin. They stopped moving on because of the May holiday.

My mother, my brothers and sisters and me, we hid in the cellar under the cowshed of an estate. On May 2, the Russians came to us into the hiding place. We had a nice impression of them. We greeted them cheerfully. They gave us chocolate. They told us, „Don’t be too happy. Behind us there are the troops of General Malinowski. “

Two German soldiers had decided to surrender to the Russians, so they hid in a cellar. A communist from our village told that to the Russians. So the Russian soldiers went to the cellar, pulled them out and shot them. Their bodies were lying in the estate under the chestnut tree for four days. Who had buried them I don’t remember.
Later they wanted to shoot us, because they thought we had hid the soldiers. But we went to a captain with whom we could negotiate. Finally he believed us that we had not helped them.

In this spring it was raining a lot. The streets were full of mud all over. I had only low shoes. A Russian soldier gave me a pair of boot which he probably had robbed from the shoe factory Bata in Zlin.


Geschichte einer Jüdin

4. Geschichte: Meine Erinnerungen an die Kriegsjahre - die Geschichte einer Jüdin aus Ivanovice.
Als der Krieg anfing, war ich 12 Jahre und mein Bruder 7. Mein Vater war Metzger und meine Mutter kümmerte sich um die Bäckerei.
Mit uns lebte auch die Oma, Muttis Mutter. Sie war eine sehr belesene Frau. Sie lehrte uns Anstand und Bescheidenheit. Wenn uns Brot auf den Boden fiel, mussten wir es aufheben und küssen, damit Gott nicht böse wurde. Sie lehrte uns ein Gebet: "Mein Schutzengelchen, beschütze mein Seelchen, beschütze es am Tag und in der Nacht vor Schaden und bösen Mächten." Sie war geborene Jüdin. Sie hatte sechs Kinder, die alle Christen zu Eheleuten hatten.
Es kam die Zeit, in der die Verfolgung der Juden begann. Und so mussten Oma und Mutti einen gelben Judenstern tragen. Sie konnten nur zu bestimmten Zeiten einkaufen und aus dem Haus gehen. Wer mit ihnen sprach, setzte sich der Gefahr aus, dass er bestraft wurde.
Im April 1942 wurde sie mit 43 anderen nach Theresienstadt deportiert, zusammen mit einer Tochter und einem Sohn. Diese wurden kurz darauf nach Polen gebracht, wo sie auf einen umzäunten Platz getrieben wurden, ohne Dach über den Kopf. Bald gingen sie ins Gas.
Im Jahre 1944 musste der Vater ins Lager, weil er mit einer Jüdin verheiratet war und Mutti musste nach Prag. Wir blieben mit meinem Bruder allein.
Einmal sind wir nach Prag gefahren und mit Hilfe guter Leute gelangten wir zu dem Zaun, hinter dem unsere Mutti Blätter kehrte. So konnten wir sie sehen und einige Worte mit ihr sprechen. Bald darauf wurden sie nach Theresienstadt gebracht.
Bei uns daheim näherte sich die Front. Mein Bruder war schon 12 Jahre alt und ich 17. Wir lebten allein. Es waren Schüsse, Donner und Flugzeuge zu hören. Mein Bruder hatte Angst und weinte. Wir sahen, wie die nahe Stadt brannte. Wir gruben auf dem Hof ein großes Loch und legten eine Kiste hinein und in diese versteckten wir Bettwäsche und verschiedene Sachen.
Nach einigen Tagen, am Samstag, dem 28. April, ging ich um Lebensmittelkarten, mein Bruder schlief noch. Wir standen am Rathaus und dort spazierten Soldaten der "Frontpolizei". Es kamen Flugzeuge geflogen und in der Nähe waren Schüsse zu hören. Als das geschah, liefen alle nach Hause.
Mein Bruder war nicht zu Hause, aber ich fand ihn bei Freunden. Diese luden uns in ihr Versteck ein. Die Luftangriffe wiederholten sich, und bei einem fiel eine Bombe auf unser Haus und es verbrannte. Unsere Freunde behielten uns bei sich.
Vati kehrte erst in der Nacht am 13. Mai nach Hause zurück. Er kam nach Hause und fand eine Ruine. Er fragte überall nach uns Kindern, endlich fand er uns. Am Nachmittag kam ein Herr und richtete aus, dass zwei Frauen aus dem Konzentrationslager zurück kommen, wir sollten ihnen entgegen gehen. Das waren unsere Mutti und unsere Tante. Das war eine wunderbare Begegnung. (470 Wörter)

***

When the war started I was 12 and my brother 7. My father was a butcher and my mother was running a bakery. With us was grandma, mum’s mother. She was a well-read lady. She taught us manners and modesty. When we dropped bread we had to pick it up and kiss it, so that god won’t become angry. She taught us a prayer: “My little guardian angel protect my little soul, protect it day and night against trouble and evil powers.” She was born Jewish. She had six children; each of them was married to a Christian.
Then the time came when the persecution of the Jews started. Therefore granny and mum had to wear a yellow star, which marked them as Jews. They were only allowed to shop or leave the house at a given time. People who talked to them were in danger to be punished.
In April 1942 she was deported to Theresienstadt (Terezin, CZ) together with 43 fellow Jews and her daughter and son. The latter were taken to Poland a short time later, where they were driven into a fenced court without any shelter. Later they were killed in gas chambers.
In 1944 my father was taken to a concentration camp, because he was married to a Jew and mum was taken to Prague. My brother and I had to stay by ourselves.
Once we went to Prague and with the help of some nice people we managed to go to the fence where mum was sweeping leaves. So we could see her and change a few words. Soon after that she was taken to Theresienstadt (Terezin, CZ).
At home the war front came closer. My brother was 12 now and I was 17. We were living alone. We could hear shots, thunder and planes. My brother was scared and cried. We saw a nearby town burning. We dug a big hole in the courtyard and put a wooden box into it. In it there was bed linen and various things.
After some days, it was Saturday April 28, I fetched some food stamps, and my brother was still sleeping. We stood near the town hall and there were also soldiers of the “front police”. Planes came and shots could be heard nearby. When that happened all of us ran home.
My brother was not at home, but I found him with friends. They invited us to stay in their bomb shelter. The air raids were going on and one of the bombs hit our house and it bunt down. We could stay with our friends.
On May 13, father came back home during the night. He came home and found a ruin. He kept asking for his children everywhere, finally he found us. In the afternoon a man came and told us that two ladies would come home from the concentration camp. We should go and get them. They were our mum and my auntie. That was a wonderful encounter.

Auswanderung

5. Geschichte: Erinnerungen eines Juden aus Prostejov
Am 5.März 1939 besetzte die Naziarmee die ehemalige Tschechoslowakei. Ich bin in einer jüdischen Familie geboren, und so suchten meine Eltern, die geahnt haben, was uns droht, die Naziherrschaft zu verlassen.
Am 9. Dezember 1939 haben wir Prostejov verlassen, verbrachten eine Nacht in Prag und gingen dann zum Zug um weiter zu fahren, zum italienischen Hafen Triest. Am Bahnhof wurden wir von Beamten der damaliger Gestapo gründlich durchsucht und ich erinnere mich als achtjähriger Junge habe ich geweint, weil in den Listen, die verzeichneten, was wir mitnehmen durften, eine Uhr nicht angeführt war, die ich zuvor zum Abschied von meinem Onkel bekommen hatte. Diese Uhr habe mir die Deutschen damals weggenommen.
Am 19. Dezember landeten wir mit dem italienischen Schiff "Galilei" in Tel Aviv. Dort verbrachten wir den ganzen Krieg bis 1946. Zum Glück haben wir von den Kriegserlebnissen nicht viel gefühlt.
Aber trotzdem, als 1941 die Deutsche Armee in Ägypten stand, wurden wir bombardiert und wir haben viele Nächte im Schutzraum verbracht. Das erste Bombardement kam ohne Vorwarnung, an einem Sommertag, Nachmittag. Ich weiß noch ganz genau, dass wir damals einen Lehrer, der uns Hebräisch gelehrt hat, wegen meines älteren Bruders zu Hause hatten und auf einmal gab es große Detonationen. Wir haben nicht gewußt, was da passierte. Unser Glück war, dass der Lehrer bei uns gewesen war, sonst hätten wir im Garten gespielt und in den Garten sind Bomben gefallen.
Der Vater hat als Offizier gewußt, was los war, er hat alle Fenster aufgemacht, so dass bei uns kein Fenster ausgeschlagen wurde, so wie bei allen Nachbarn. Bei dem damaligen Bombardement sind fast 200 Leute ums Leben gekommen.
(...)1945 endete der Krieg. Meine Eltern haben sich entschlossen wieder nach Prostejov zurück zu kehren. Mit Hilfe der damaligen Organisation UNRA wurden wir in ein Flüchtlingslager mit Namen El-Shat, an der Mündung des Suez-Kanal ins Rote Meer transportiert. Warum dort hin, ist mir bis heute ein Rätsel. Es herrschte schreckliches Wetter, im Monat Mai erlebten wir dort Hitze bis 58 Grad. In dem Lager sind im selben Jahr 600 Kinder an Hitze gestorben, meistens kleine Kinder.
Und was noch? Da ist noch eine Erinnerung ist in mir, dass wir dort Schießereien zwischen jugoslawischen Leuten erlebt haben. Damals haben Leute, die zu Tito hielten und Leute, die zu General Michajlovic hielten, gegen einander gekämpft. Also, so wie heute, gab es auch schon 1946 zwischen den Jugoslawen Kämpfe. (220 Wörter).

***
On 5 May 1939 the Nazi Army occupied the former Republic of Czechoslovakia. I was born in a Jewish family and so my parents who foresaw what was going to threaten us tried to leave the Nazi regime.
On 9 May 1939 we left Prostejov, spent the night in Prague and went to the station to go on to Trieste, an Italian harbour. At the station we were checked thoroughly. I remember that I started crying when the German didn’t allow keeping the watch my uncle had given me when we had to say goodbye.
On 19 December 1939 we landed in Tel Aviv onboard the Italian ship “Galilei”. There we spent the war time until 1946. Luckily we didn’t feel much of the war. Nevertheless, we were bombarded and had to stay in a bomb shelter for many nights when The German army was in Egypt in 1941. The first bombardment came without any warning on a summer day in the afternoon. I still remember exactly that then there had been a teacher in our house. He had been teaching Hebrew to my elder brother. Suddenly there were great detonations. We didn’t know what was going on. We were lucky that the teacher had been with us otherwise we would have played in the garden where the bombs had fallen.
My father having been an officer in the army knew what was going on. He opened all the windows so that none had been smashed like it did with the neighbour’s. At that event almost 200 people lost their lives.

In 1945 the war ended. My parents decided to go back to Prostejov, CZ. With the help of the UN organisation UNRA we were taken to a refugee camp called El-Shat near the Suez Canal in the Red Sea. Why there I still don’t know. The climate was terrible, in May there was 58° C. In this camp 600 mainly little children died of heat during one year.

What else? I remember having seen some shootings among Yugoslavian people. At that time people who were in favour of Tito fought against people who were in favour of General Michajlovic. Well, like today, there had been fights among Yugoslavs in 1946.

Sklaven

6. Geschichte: Erinnerungen eines Lehrers aus Zlin
Wir gruben Barrikaden gegen die Tanks (Panzer) im Tal des Flusses Becva vor Valassky'm Meziricim, aber verlangt keine Erklärung, warum gerade da und warum das unter Einsatz von 1000 Brigadisten geschah.
(. . .) Es war nicht möglich zu zählen, wieviel Graber es waren, aber es schien mir, dass es über 1000 waren. (...), es war nicht möglich, den ganzen Andrang zu überschauen. Dessen waren sich auch die Sudeten in SA Uniformen bewusst, denn sie ermahnten uns nur mäßig zur Arbeit.
Die Situation wurde dramatisch, als der "Graue Wolf" erschien. Weil ich der erste in der Reihe war, sah ich ihn auch im Nebel stehen, drohend, mit bösen Augen, entschlossen, die aufständischen Sklaven mit allen Mitteln zurück zu halten. In der Hand eine gelöste Maschinenpistole, schrie er mit heiserer, scharfer Stimme: "Zurück, böhmische Hunde, müsst noch arbeiten, ich werde schießen!"
Die vorderen Reihen hielten inne: "Bleib doch stehen, ihr kennt doch den Wolf!" Aber Donner, Nebel, Schneetreiben und laute Proteste der Graber, das alles stellte sich gegen ihn. Die hinteren Reihen bewegten sich und wir stießen an das Maschinengewehr, das - nicht schoss.
( .... ) Noch bevor wir zur Unterkunft in die Schule kamen, (....) verbreitete sich die Nachricht: "Die Gestapo kommt von der Grenze, um Ordnung zu machen." So wie wir waren, schmutzig und steifgefroren, sprangen wir aus dem Schulfenster und liefen in die umliegenden Dörfer.
"Ihr Feiglinge", riefen diejenigen, die blieben, "irgendein Blödmann denkt sich einen Quatsch aus, und ihr rennt schon davon."
( ... ) Sie (die Gestapo) kamen nicht. In die Kneipe kamen sie nicht. Sie kamen in die Unterkunft. Sie suchten uns. Wir kamen spät in der Nacht zurück. Sie waren schon weg. Sie hatten alle unsere Kameraden mit sich genommen, die dort geblieben waren. Wir sahen sie nie wieder. Bald darauf verließen wir die Schule.
Man machte aus ihr ein Lazarett für deutsche Soldaten. Wir sahen noch, wie man Verletzte und Erfrorene trug. Wir beobachteten sie ohne großes Mitleid. Einige hatten amputierte Beine und Arme, einige waren blind. Arme, lebende Wracks.


***
We had to build barricades against tanks in the valley of the river Becva near Valassky'm Meziricim, but don’t ask me why especially there and why 1000 people had to do it. It was not possible to count the diggers, but t it seemed to me that there were more than 1000 of them. It was not possible to overlook the crowd. The Sudeten Germans who commanded us in their grey SA uniforms must have thought the same, because the only told us to work moderately.
The situation got dramatic when the “Grey Wolf” appeared. Since I was the first in the row, I saw him standing in the fog, threatening, with evil eyes, determined to keep down the slaves. In his hands a machine pistol ready to fire he shouted in a hoarse, sharp voice, “Go back, Bohemian dogs, you have to work, I’m going to fire!” The first rows stopped, “Stop, you know the wolf!” But thunder, fog, snow and loud protests of the diggers were against him. The rows in the back moved and pushed us against the machine pistol which didn’t fire.
There were rumours even before we came to our quarters in a school: “The Gestapo is coming from the border to clear the situation.” So we jumped out of the school windows – dirty and stiff from the cold as we were – and ran away to the nearby villages. “You cowards!” shouted the ones who stayed. “Some fool makes up some nonsense and you start running!”
The Gestapo didn’t show up in the inn. They came to the quarter. They were searching for us. We came back late at night when they had already gone. They had taken all our buddies with them. We never saw them again. Soon after that we left the school building.
Later they made a military hospital for German soldiers out of it. We could see how wounded and frozen to death soldiers were carried. We were watching them without great pity. Some of them had amputated legs or arms, some were blind. Poor, living wrecks.

Digging graves

7. Geschichte: Erinnerungen des Neffen des von der deutschen Gestapo hingerichteten Dekans Kvapil aus Nezamyslice
Nachdem unser Onkel festgenommen worden war, wurde unser Dorf - von dort stammte Dekan Kvapil und dort hatte er auch seine Angehörigen, die heute immer noch dort leben -von deutschen Soldaten umzingelt. Überall machte man Haus durchsuchungen, weil Kvapil nach dem Attentat auf Heydrich wegen angeblichen Waffenbesitzes angezeigt worden war. Es dauerte neun Tage, unsere erste Tochter war damals ein Jahr alt.
Als die Front bei uns war, mussten wir Gräber graben für die Russen und für die Deutschen. Überall waren zerschossene Fenster. Wir gingen auf der Straße und wurden von Deutschen gefangen. Wir mussten bis halb Zwölf Uhr nachts Gräber ausheben. (120 Wörter)

***
Memory of a nephew of Dean Kvapil, who was executed by the German Gestapo

After my uncle Frantisek Kvapil had been arrested our village Zelec was surrounded by German soldiers. Dean Kvapil came from this village – he had his relatives there and they still live there today. Every house was searched because Kvapil was reported to the police allegedly owning guns. This was shortly after Heydrich's assassination. The whole thing lasted for 9 days; our first daughter was one year old at that time.

Later when the war front was in our area we had to dig graves for the Russians and the Germans. There were smashed windows everywhere. When we went out in the street we were taken by the Germans and we had to dig graves until half past twelve in the night.